Produktion 2022
Margot Honecker, Imelda Marcos und Leila Ben-Ali: Drei Gattinnen ehemaliger Diktatoren treffen bei einer Pressekonferenz aufeinander, um über die geplante Verfilmung ihrer Leben zu sprechen. Zunächst plaudern die Damen und erinnern sich wehmütig an Partys bei Stalin, Handküsse von Mao und schusssichere BHs. Dabei bleibt es aber nicht, die Frauen überbieten sich gegenseitig mit den unrühmlichen Taten ihrer Vergangenheit. Verzweifelt versucht Dolmetscher Gottfried, zwischen ihnen zu vermitteln und mit allerlei Übersetzungstricks ein kulturdiplomatisches Desaster zu verhindern, höchstkomisch und gleichzeitig sehr dramatisch. Es entwickelt sich ein fulminanter Schlagabtausch, der mehr Wahrheiten offenbart, als Gottfried und den Zuschauern lieb sein kann.
Dauer ca. 80 Minuten, keine Pause
Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Hamburg
Das Stück ist als E-Book und Taschenbuch beim Rowohlt Verlag erhältlich.
DARSTELLER*INNEN
Annette Kraß
Frau Margot
Michaela Behal
Frau Imelda
Helena Fuladdjusch
Frau Leila
Michael Fersch
Gottfried
Steckbriefe zu den Rollen
Margot Honecker
Margot Feist wird 1927 in Halle an der Saale in eine politisch aktive Arbeiterfamilie hineingeboren. Nach der Volksschule absolviert sie eine Lehre als kaufmännische Angestellte und arbeitet im Anschluss als Telefonistin und Stenotypistin. 1949 reist sie in ihrer Funktion als Vorsitzende der Pionierorganisation Ernst Thälmann nach Moskau, um an den offiziellen Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des sowjetischen Diktators Josef Stalin teilzunehmen. Bei diesem Anlass lernen sie und Erich Honecker sich näher kennen. Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter, lässt Honecker sich von seiner zweiten Frau scheiden und heiratet die wesentlich jüngere Margot. Zwischen 1963 und 1989 ist sie Ministerin für Volksbildung der DDR. Nach dem Ende der DDR wird Strafanzeigen gegen sie mit dem Vorwurf erhoben, sie habe Zwangsadoptionen von Kindern politischer Gefangener und Republikflüchtiger angeordnet. Allerdings konnte sie dafür strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Um weiteren Haftbefehlen zu entgehen, flohen sie und ihr Mann 1990 zunächst nach Moskau, bevor sie nach Chile ins Exil gingen. Wegen ihrer arbeiter- und bauernstaatlichen Haartönung wurde sie insgeheim als „lila Drache“ verspottet.
Imelda Marcos
Imelda Romualdez stammt aus einer der führenden Oligarchenfamilien auf den Philippinen. 1955 begegnet die ehemalige Schönheitskönigin Ferdinand Marcos. Nach nur elf Tagen heiraten die beiden. 1965 gewinnt er die Präsidentschaftswahl, womit sie die First Lady der Philippinen wird. 1972 verhängte ihr Mann das Kriegsrecht und begründet dadurch seine Diktatur. In ihrer Rolle als „Mutter der Nation“, verkündet der „Schmetterling aus Stahl“ eine Ideologie von „Liebe und Schönheit“. Sie zelebriert diese u.a. durch verschwenderische Extravaganz und ihre ca. 3000 Paar Schuhe umfassende Sammlung. 1986 kommt es zum Sturz der Marcos-Diktatur woraufhin Imelda und ihr Mann mit 9 Millionen USD in bar, Juwelen und Wertpapieren im Gepäck nach Hawaii fliehen. Nach dessen Tod kehrte sie 1991 auf die Philippinen zurück, um dort direkt wieder in die philippinische Politik einzusteigen. Ihr Sohn, Ferdinand Marcos Jr., der unter dem Spitznamen Bongbong bekannt ist, kandidiert dort aktuell für das Präsidentenamt.
Leila Ben-Ali
Leïla Trabelsi heiratet 1992 Zine el Abidine Ben- Ali, der sich 1987 unblutig an die Macht geputscht hat, wodurch die gelernte Friseurin zur First Lady Tunesiens aufsteigt.
Gier, Einflussnahme auf die Privatwirtschaft und Korruption werden ihr und ihrer Familie, dem Trabelsi-Clan, vorgeworfen. So hielt man z.B. Tiger in Privatzoos oder ließ sich Nachspeisen aus Frankreich einfliegen. Aber Leïla Ben Ali engagiert sich auch in wohltätigen Organisationen, wie z.B. der Arab Women Organisation. So wurde die „Königin von Karthago“ u.a. als progressivste und fortschrittlichste Frau in der arabischen Welt bezeichnet. Aufsehen erregte sie durch ihre figurbetonte Kleidung aber auch das Tragen von High Heels.
2011 flieht Leïla Ben Ali mit 1,5 Tonnen Gold im Wert von 45 Millionen Euro vor der Revolution in Tunesien ins Exil nach Dubai. Kurz darauf werden sie und ihr Mann, in deren Abwesenheit, wegen Veruntreuung von Staatsvermögen in Tunis zu je 35 Jahren Haft verurteilt.
Gottfried
Gottfried Saalmeister aus Jena: Simultandolmetscher für Deutsch, Russisch, Englisch und Französisch.
Er ist sowohl auf nationaler, als auch internationaler Ebene tätig, übersetzt regelmäßig auf Gipfeltreffen und hat sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet.